Die letzte Partie der Saison stand an. Letzter Tanz. Letzter Akt. Letzter Spin. Gegner: TS Durlach 3. Und wie bei jedem guten Spin – ob beim Roulette oder Beyblade – wusste keiner so recht, wohin die Reise geht. Nur eines war klar: Heute ging es nicht mehr um die Tabelle, den Aufstieg oder die Tordifferenz. Heute ging es um Herz. Und das wurde gleich zu Beginn aus dem Brustkorb gerissen, wie in der Türszene bei Titanic.
Der Start? Wild. Wie der Versuch, ein IKEA-Regal ohne Anleitung aufzubauen. Nach nicht mal drei Minuten stand es 1:1, nach fünf dann plötzlich 1:2. Führung, Ausgleich, Rückstand, Ausgleich – das Spiel entwickelte sich zu einer Achterbahnfahrt mit mehr Loopings als jeder Freizeitpark genehmigen würde. Beim 3:3 dachte man kurz, hier will heute einfach niemand hinten spielen.
Und dann passierte es. Es wurde nicht nur gespielt, es wurde gestritten, gerangelt, diskutiert – mit Gegnern, Schiedsrichtern, den eigenen Mitspielern und der halleneigenen Lüftung. Strafen flogen umher wie Rabattcodes am Black Friday. Doch egal ob doppelte Unterzahl oder Siebenmeter gegen sich – man ließ sich nicht beirren. Ein echter HaWeianer steht auf, wenn er fällt – oder krabbelt zumindest Richtung Bank, während er sich die Wade hält und um ein bisschen Mitleid bettelt.
Mitte der ersten Hälfte: das Spiel beim 7:7 auf Messers Schneide. Dann die kurze Führung für Durlach (7:9), aber keine zwei Minuten später wieder Ausgleich (9:9). Zwischenzeitlich war das ganze Spiel ein einziger Gleichstand – nur mit extra Adrenalin. Beim 13:13 wurde dann endgültig der Pausenmodus deaktiviert und in den „Jetzt aber richtig!“-Modus geschaltet.
Jakob K. – nennen wir ihn mal „The Machine“ – zündete irgendwann einfach den Nachbrenner. Der Mann war gefühlt überall: am Kreis, auf Linksaußen, bei der Siebenmeterlinie, wahrscheinlich auch nebenbei am Zeitnehmertisch. Wenn man bei ihm einen Pulsmesser angelegt hätte, hätte der wahrscheinlich angefangen zu rauchen. Zwischen dem 10:10 und 18:15 trug der gute Mann das Spiel quasi im Alleingang auf seinen breiten Schultern.
Beim 21:17 wuchs der Glaube, beim 24:20 war er nicht mehr zu bremsen, und spätestens beim 27:23 wurde aus Hoffnung Zuversicht und aus Zuversicht ein lautes „Jetzt ziehen wir durch!“.
Die zweite Halbzeit entwickelte sich zur Bühne für eine große Abschiedsvorstellung. Abschied vom Saisonstress. Vom sonntäglichen Kreide-auf-der-Tafel-Spielplan. Von nervigen WhatsApp-Diskussionen über Fahrgemeinschaften. Und was für ein Abschied das war! Tore hagelten auf beiden Seiten, aber die Gastgeber hatten plötzlich das Momentum auf ihrer Seite. Die Halle kochte – nicht nur, weil die Lüftung streikte, sondern weil das, was da auf dem Feld abging, pure Unterhaltung war.
Eine Disqualifikation hier, ein 7-Meter dort Auszeiten, Jubel, Strafen – das Spiel erinnerte zwischendurch mehr an ein Staffelfinale einer Telenovela als an ein Handballspiel. Man lachte, man weinte, man fluchte – alles in 60 Minuten.
Der Schlussakkord war dann ein kleines Kunstwerk: Vom 29:25 ging's rasant hoch auf 33:25 – und spätestens beim 35:27 war klar, dass dieser letzte Spin ein ganz besonderer war. Durlach traf zum 35:28, aber das war nur noch Fußnote. Der Applaus gehörte der Mannschaft, dem Teamgeist, und ja – auch der reinen Freude am Handball.
Am Ende stand ein 35:28 auf der Anzeigetafel. Das Ergebnis? Fast egal. Denn es war nicht der Sieg, der im Vordergrund stand, sondern die Art und Weise. Man hatte alles rausgehauen, alles gegeben. Es war der letzte Spin. Und er war wild, wunderschön und ein bisschen verrückt – also genau so, wie es sich für diesen verrückten Haufen von Handball-Romantikern gehört.
Die Herren 2 bedanken sich bei allen Fans für die Unterstützung bei Heim- und Auswärtsspielen und hoffen, dass auch wieder in der nächsten Saison fleißig angefeuert wird.
Aufstellung und Torschützen:
Tor: Philipp Huber , Jan Reif
Feld: Tobias Braun 1, Dominik Gärtner , Christian Hintermayer 1, Jan Krämer , Jakob Köhler 16/2, Dominik Machauer 1, Fabian Müller , Dominik Riegel 3, Patrick Simianer 4, Jannik Simianer 7, Leon Würges 1, Joshua Zoz 1